Vor ein paar Wochen wurde die Shell-Jugendstudie 2015 veröffentlicht. Und wie jedes Jahr rauschte der Blätterwald kurz auf, das verschwand das Thema wieder. Dabei sind die Ergebnisse wirklich faszinierend.
Das Denken der Jugend werde weiblicher, lobte die Zeit. Sie sei erstaunlich weltoffen und begrüße Zuwanderung, lobte der Bayerische Rundfunk. Sie interessiere sich endlich wieder für Politik, lobte der Spiegel. Sie zeige sich bildungsorientiert, ehrgeizig und leistungswillig, lobte die Süddeutsche. All das geben die Zahlen tatsächlich her. Und noch mehr:
- Die Jugendlichen sind in ihren Familien sehr gut eingebettet: Über 90 Prozent der Befragten haben ein gutes oder sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern, zwei Drittel wünschen sich Kinder, persönliche Freundschaften haben einen hohen Stellenwert.
Diese Generation lebt nicht die Rebellion, sie fühlt sich in ihren Familien geborgen und legt Wert auf Konstanz, Verlässlichkeit und, ja, auch Harmonie. Das wird sicher auch die Erwartungen an das eigene berufliche Umfeld prägen. - Die Jugendlichen sehen Bildung explizit als Investition in die Zukunft und haben ehrgeizige Ziele. Sie haben aber auch Angst davor, die für das Erreichen dieser Ziele notwendige Disziplin nicht aufzubringen.
Die jungen Menschen denken langfristig und in Entwicklungsperspektiven, brauchen aber Orientierung und Verstärkung. Wenn alles sich ständig ändert, braucht man Orientierung, um die damit verbundenen Chancen zu nutzen. - Ganz auffällig ist: Arbeitslosigkeit steht auf der Liste der Dinge, die Angst machen, nicht mehr auf Platz eins. Sorgen machen die Jugendlichen sich eher darum, kein ausreichendes Bildungsniveau zu erlangen. Und der Beruf wird zum Leben passen müssen, nicht umgekehrt. Weiche Faktoren sind für die Einschätzung von Berufslaufbahnen sehr wichtig.
Diese Jugendlichen wissen: Wenn Sie ihre ambitionierten Bildungsziele erreichen, können Sie selbstbewusst auf dem Arbeitsmarkt auftreten. Und dort einfordern, was ihnen wichtig ist: persönlichen Sinn und eigene Gestaltungsmöglichkeiten.
Die HR-Abteilungen werden es mit einer sehr interessanten Generation zu tun bekommen, die den Unternehmen viel bieten wird. Die Arbeitskräfte von morgen (und auch noch übermorgen) sind leistungsbereit, pragmatisch, gestaltungswillig und optimistisch. Aber sie spüren auch den Druck, legen Wert auf ein funktionierendes privates Umfeld und suchen Wege, Leben und Beruf in Übereinstimmung zu bringen, nach ihren Vorstellungen. Sie sind selbstbewusst und bemessen die Qualität der angebotenen Perspektiven noch weniger nach simpler Hierarchie-Arithmetik oder rein nach Nettoeinkommen als die Arbeitnehmer von heute.
Diese Arbeitskräfte werden persönliche Karrierebegleitung als echten Service schätzen.